Historisches

Die X-Stahlen

Im Jahre 1896 bemerkte der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen bei Experimenten mit Kathodenstrahlröhren, daß Kristalle, die er in der Nähe seines Versuchsaufbaus gelagert hatte, aufleuchteten. Er zog sogleich den zutreffenden Schluß, daß von der Kathodenstrahlröhre eine bisher unbekannte, unsichtbare Strahlung ausgehen müsse, die genau wie Licht Kristalle zur Fluoreszenz anrege und fotographische Platten schwärze, Materie aber in bisher ungekannter Weise durchdringe. Er nannte sie X-Strahlen.

Medizinische Anwendung der Schattenbilder

Genial erkannte Röntgen schon in seiner ersten Veröffentlichung den medizinischen Nutzen seiner Entdeckung. Die ersten Schattenbilder, die er von der Hand seiner Frau und der des Pathologen von Kölliker (re.) erstellte, erregten beträchtliches Aufsehen. Schon bald wurden die Kathodenstrahlröhren in industriellem Maßstab gefertigt und überall entstanden sogenannte "Röntgeninstitute".

Nebenwirkungen

In dieser euphorischen Gründerzeit der Radiologie bestanden lediglich vereinzelte moralische Bedenken, ob es nicht unschicklich sei, in einen lebenden Menschen in dieser Weise "hineinzuschauen". Die schädliche Wirkung ionisierender Strahlung war damals noch nicht bekannt. Auf der Weltausstellung in New York ließ Thomas A. Edison von einem Assistenten tagelang Besucher zur Belustigung durchleuchten. Der Assistent, der später an der bislang unbekannten Strahlenkrankheit starb, war womöglich das erste Strahlenopfer. Auch viele der Radiologen der ersten Stunde mussten die späte Erkenntnis mit dem Leben bezahlen.

Die Röntgen-Durchleuchtung

Bald wurden weitere physikalische Eigenschaften der neuen Strahlen entdeckt. Schon Röntgen hatte beschrieben, daß sie geeignete Stoffe zur Fluoreszenz anregen. Mit Fluoreszenzschirmen konnten bald "Live"-Untersuchungen durchgeführt werden - die sog. Durchleuchtung. Die technische Entwicklung richtete sich zunächst darauf, Zuverlässigkeit, Standfestigkeit und Leistungsfähigkeit der Röntgenröhren und der Hochspannungsgeneratoren zu verbessern.

Technische Verbesserungen

Nachdem die Notwendigkeit des Strahlenschutzes erkannt war, wurden Maßnahmen entwickelt, das Elektronenstrahlenbündel durch Hochspannungs"linsen" zu fokussieren, die Empfindlichkeit der Röntgenfilme durch Fluoreszenzfolienkassetten zu verbessern und die Durchleuchtung mit dem Fluoreszenzschirm, bei der der Radiologe direkt im Nutzstrahlenbündel saß, durch eine Bildverstärker-Fernsehkette zu ersetzen.

Moderne Röntgensysteme aus hochempfindlichen Filmen, hochverstärkenden Folienkassetten und stark fokussierenden und exakt belichtenden Röntgenanlagen lassen heute die Anfertigung hochauflösender Röntgenaufnahmen mit geringer Strahlenbelastung zu.

Zunächst in der Computertomographie, neuerdings auch im normalen Röntgen, kommen zunehmend auch röntgenempfindliche Halbleiterdetektoren zum Einsatz, mit denen sich direkt digitale Röntgenaufnahmen anfertigen lassen (Digitale Radiographie).